Kennst du das: Du findest dich immer wieder in ähnlichen Situationen oder Beziehungen, die eigentlich nicht das widerspiegeln, was du in deinem Leben wirklich möchtest. Du fragst dich, warum du, trotz all deiner Bemühungen, in den gleichen Mustern gefangen zu bleiben scheinst?
Hinter diesen wiederkehrenden Erfahrungen könnten unterdrückte Emotionen stehen, die in dir wirken und dich davon abhalten, die gewünschten Veränderungen in deinem Leben herbeizuführen.
Das Aufspüren und Freisetzen unterdrückter Emotionen ist keine einfache Aufgabe, aber sie ist möglich und entscheidend für ein erfülltes Leben. Unsere eigenen Gefühle sind dabei unser internes Navigationssystem und können uns dabei unterstützen. Vor allem negative Emotionen spielen dabei eine wichtige Rolle, auch wenn das zunächst seltsam klingen mag. Denn oft sind es gerade die Gefühle, die wir vermeiden wollen, die uns am meisten zu sagen haben. Du wirst bald verstehen, warum negative Gefühle eher Verbündete als Feinde sind.
Um einen Einstieg in das Thema zu finden, hier ein Gedicht von dem persischer Mystiker und Dichter Rumi:
Was möchte uns Rumi mit diesem Gedicht sagen?
Oft streben wir danach, ständig glücklich zu sein, und betrachten negative Gefühle als unangebracht, störend und unangenehm. Wir möchten sie nicht spüren und suchen daher oft nach Möglichkeiten, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Übermäßige Beschäftigung, Alkohol- oder Drogenkonsum, exzessives Shopping oder Sport, Essen als Beruhigungsmittel und das Vermeiden von Alleinsein können einige der vielfältigen Anzeichen dafür sein, dass wir unangenehme Gefühle vermeiden möchten.
Jedoch funktioniert dies immer nur kurzfristig, aber niemals langfristig. Wir können nicht alles kontrollieren oder mit oberflächlichen Ablenkungen übertünchen, insbesondere nicht die Gedanken und Gefühle, die im Unterbewusstsein wirken. Bereits Carl Jung sagte: „Solange wir das Unbewusste nicht bewusst machen, wird es unser Leben lenken und wir werden es Schicksal nennen.“ Wir haben unser Leben also nicht vollständig unter Kontrolle, solange wir unsere unterbewussten Wirkweisen nicht durchschaut haben.
Paradoxerweise helfen uns unsere negativen Gefühle dabei, diesen Funktionsweisen auf den Grund zu kommen. Hast du dich schon einmal gefragt, warum wir solche schmerzhaften Gefühle wie Traurigkeit, Wut, oder Angst überhaupt erleben? Die Wahrheit ist, dass jede negative Emotion eine Botschaft enthält, die uns dazu auffordert, etwas zu verändern. Daher ermutigt uns auch das Gedicht von Rumi dazu, jede Emotion willkommen zu heißen, mag sie noch so negativ erscheinen. Denn, wie er schreibt: „alle sind zu Deiner Führung geschickt worden aus einer anderen Welt.“
Lass uns genauer betrachten, warum das so ist. Betrachten wir zum Beispiel Menschen, die eine traumatisierende Erfahrung gemacht haben. Man könnte annehmen, dass sie alles tun würden, um zu vermeiden, dieses schreckliche Erlebnis wieder durchleben zu müssen. Doch die Forschung in der Psychologie hat das Gegenteil herausgefunden: Eine Person, die eine erschütternde Erfahrung/en gemacht hat, wird unbewusst immer wieder ähnliche belastende Situationen aufsuchen wie das ursprüngliche Ereignis.
Der Verstand versucht, vergangene Situationen zu lösen, indem er sie rekonstruiert.
Unser Verstand handelt oft auf der Grundlage eines tief verwurzelten Überlebensmechanismus. Er sieht die Welt nicht objektiv, sondern interpretiert sie als eine Serie von Hindernissen, die überwunden und Problemen, die gelöst werden müssen. Er strebt immer danach, Lösungen zu finden, um unser Überleben und unser Wohlbefinden zu sichern. Auch wenn der Verstand noch keine Lösung für ein vergangenes Erlebnis gefunden hat, wird er weiterhin danach suchen und versuchen, diese Erfahrung aufzulösen. Dies kann dazu führen, dass wir uns immer wieder mit Vergangenheit beschäftigen und nach Wegen suchen, sie zu verstehen oder zu verarbeiten, damit wir sie besser bewältigen können.
Vielleicht hast du selbst schon erlebt, dass du unaufhörlich vergangene belastende Situationen überdenkst und versuchst, sie zu verstehen oder eine Lösung zu finden? Du suchst nach Gedanken und Lösungen die sich besser anfühlen als das, was du damals erlebt hast. Dies ist ein natürlicher Teil des menschlichen Denkprozesses. Der Geist strebt danach vorbereitet zu sein, falls ähnliche Situationen wieder auftreten sollten und Möglichkeiten zu finden, um dich das nächste Mal zu schützen. Letztendlich möchte der Verstand eine Möglichkeit finden, wie er uns helfen kann, mit dem umzugehen, was passiert ist, und die Herausforderung zu meistern. Das bedeutet, dass wir unbewusst versuchen, das zu „reparieren“, was passiert ist.
Es klingt zunächst einleuchtend. Doch warum scheitern so viele Menschen daran, eine Lösung zu finden, und warum bleiben viele in diesem Kreislauf stecken?
Das Unterdrücken von Gefühlen als kurzfristige Lösung mit langfristigen Folgen
Wenn wir Gefühle nicht verarbeiten, wirken sie weiter in unserem Leben. Ein Zitat von Carl Jung besagt: „Was du bekämpfst, bleibt bestehen, aber wenn du es annimmst, wird es sich auflösen.“ Wenn wir zum Beispiel Angst oder Ablehnung erfahren, werden diese Gefühle in unserem Unterbewusstsein abgespeichert und beeinflussen weiterhin unser Verhalten. (Wirkkette: Erlebnis – Unterbewusstsein – Verhalten). Unser Verstand versucht oft, diese Situationen zu lösen, indem er sie rekreiert, was dazu führt, dass wir diese Gefühle erneut erleben und auflösen können.
Hier liegt jedoch oft das Problem. Viele von uns spüren diese Gefühle nicht bewusst oder drücken sie nicht aus, weil sie zu schmerzhaft sind. Stattdessen flüchten wir in Kompensations- oder Vermeidungsverhalten. Im schlimmsten Fall äußert sich dies durch Dissoziation, Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder zwanghaftes Verhalten. Aber auch weniger dramatische Auswirkungen, wie das Verschließen vor anderen, Zurückziehen, Vermeiden von unangenehmen Begegnungen und Gesprächen oder allgemeine Unnahbarkeit, sind Versuche, den Gefühlen zu entkommen.
Wir könnten versuchen, uns zu betäuben, uns zu schaden oder nach Überstimulation zu suchen. Doch die Vorteile sind nur vorübergehend und scheinen nie wirklich diese Leere zu füllen. Im Gegenteil, wenn wir nichts dafür tun, diese unterdrückten Gefühle freizusetzen, zeigen sie sich langfristig stattdessen oft als Depression, Angst und sogar körperliche Beschwerden.
Diese Art von Verhalten tritt übrigens nicht nur bei traumatisierten Personen auf, sondern bei jedem. Wir alle haben schwierige Erfahrungen gemacht, schmerzhafte Erinnerungen, ungelöste Probleme. Wenn wir versuchen, diese Gefühle zu ignorieren, wird unser Geist immer stärkere Warnsignale von Angst und schmerzhaften Gefühlen aussenden, bis wir endlich zuhören, bis wir diese Gefühle endlich akzeptieren und annehmen.
Warum wir Gefühle unterdrücken
Viele Menschen haben jedoch Schwierigkeiten, ihre tiefsten Gefühle und Emotionen auszudrücken und anzuerkennen. Wir haben gelernt, sie zu unterdrücken oder zu vermeiden, weil wir nicht wissen, wie wir mit ihnen umgehen sollen oder aus Angst, dass sie uns überwältigen könnten. Das kann verschiedene Gründe haben: Entweder, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass unsere Gefühle nicht angebracht sind, oder weil wir keinen geschützten Raum hatten, um sie auszudrücken.
Nehmen wir das Beispiel der Ablehnung: Wenn wir von jemandem abgelehnt werden, sei es im beruflichen oder privaten Kontext, fühlen wir oft Trauer oder Schmerz. Diese Gefühle zu zeigen, könnte uns in diesem Moment noch verletzlicher und angreifbarer erscheinen lassen.
Stell dir vor, du hast eine Bewerbung für deinen Traumjob eingereicht und erhältst eine Absage. Das Gefühl der Ablehnung kann tief sitzen und Traurigkeit auslösen. Diese Trauer offen zu zeigen, könnte bedeuten, dass du dich in einer ohnehin schon schwierigen Situation noch verletzlicher fühlst. Du könntest Angst haben, dass andere deine Trauer als Schwäche sehen oder dass du selbst dich dadurch noch hilfloser fühlst.
Aus diesem Grund neigen viele Menschen dazu, ihre Gefühle zu unterdrücken oder zu verstecken. Sie zeigen keine Trauer, um sich selbst zu schützen und nach außen hin stark zu wirken. Doch das Unterdrücken dieser Gefühle führt dazu, dass sie im Unterbewusstsein weiterwirken und unser Verhalten beeinflussen, oft auf negative Weise.
Ein weiteres Beispiel ist die Wut. Viele von uns haben gelernt, dass Wut ein negatives Gefühl ist und wir sie nicht zeigen dürfen. Wenn wir jedoch unsere Wut unterdrücken, bleibt sie in unserem Unterbewusstsein bestehen und kann zu explosiven Ausbrüchen führen oder sich in passiv-aggressivem Verhalten äußern. Anstatt die Wut zu verarbeiten und loszulassen, tragen wir sie mit uns herum, was unser Verhalten und unsere Beziehungen negativ beeinflussen kann.
Die Lösung: Sich der Gefühle bewusst werden, sie fühlen, sicher ausdrücken und loslassen.
Um diese Spirale zu durchbrechen, ist es also notwendig, einen Weg zu finden, unsere Gefühle, die wir in diesen belastenden oder ungelösten Situationen erlebt haben, zu fühlen, auszudrücken und loszulassen. Das kann durch therapeutische Unterstützung, Selbstreflexion oder andere Formen des emotionalen Ausdrucks erreicht werden. Indem wir uns erlauben, unsere tiefsten Gefühle zu erforschen und anzuerkennen, können wir beginnen, sie zu verstehen und sie auf konstruktive Weise zu verarbeiten, was uns letztendlich ermöglicht, aus der Wiederholungsschleife auszubrechen. Tatsächlich wird uns sogar nichts mehr lebendig fühlen lassen, wie das Fühlen und Ausdrücken unserer wahren Gefühle.
Meditation kann dir helfen, deine unterdrückten Gefühle aufzuspüren. Erschaffe einen geschützten Raum für dich selbst und erlaube dir, alles zu tun, was nötig ist, um dich sicher zu fühlen. Das kann auch bedeuten, sich zurückzuziehen, um deinen Gefühlen einen geschützten Raum zu geben, einen Raum, in den niemand eindringen kann.
Achtsamkeitsmeditationen, die sich auf die Beobachtung von Gedanken und Emotionen konzentrieren, können helfen, sich deiner inneren Prozesse bewusst zu werden. Stelle dir Fragen wie: Welche Gedanken und Gefühle habe ich in diesem Moment? Was versuchen sie mir zu zeigen? Nimm dir einen Moment Zeit, um diesen Fragen nachzugehen, und achte auf alle Gedanken, die dir in den Sinn kommen, alle Gefühle, die hochkommen, und bemerke die Empfindungen im Körper, die du vielleicht zuvor ignoriert hast. Es können subtile, unangenehme Empfindungen im Körper sein oder vage körperliche Beschwerden.
Denke daran, dass du sicher und geborgen bist und erlaube diesen Gefühlen, an die Oberfläche deines Bewusstseins zu kommen. Mach dir bewusst, dass jedes Gefühl willkommen, wertvoll und akzeptabel ist.
Sobald du dir in deinem Prozess (der sicher etwas Arbeit und Zeit erfordert) über deine Gefühle bewusst geworden bist und sie achtsam gespürt und akzeptiert hast, kannst du sie auch loslassen. Du wirst spüren, wie diese mächtigen und bedeutsamen Gefühle und Gedanken sich auflösen, und dich so viel leichter fühlen, als ob ein schweres Gewicht von deinem Körper genommen worden wäre.
Die Notwendigkeit, unverarbeitete Emotionen zu lösen, um neue gewünschte Manifestationen zu ermöglichen.
Dieser Prozess ist so wichtig für die Manifestation dessen, was wir in unser Leben bringen wollen, denn wenn unser Geist so verstopft ist mit dem Versuch, ungelöste Probleme zu lösen, wird er nicht die Kapazität haben, die Probleme zu lösen, die wir lösen wollen – das Problem, unsere wahren Wünsche im Leben zu erfüllen. Sobald es uns gelingt, unseren Geist von all diesen ungelösten Problemen zu befreien, werden unsere Wünsche mit unglaublicher Kraft auf uns zukommen.
Erst dann kannst du deinen freien und klaren Geist darauf konzentrieren, deine Wünsche in deiner Realität zu manifestieren und eine Welt um dich herum zu erschaffen, die du bewusst wählst. Was auch immer du willst: Ein klarer und freier Geist hat jetzt die Fähigkeit, dein Problem zu lösen.
Fazit
Der Grund, warum wir also negative Gefühle haben, ist, weil sie unser Führer in der Welt sind, sie versuchen uns zu helfen, diese Probleme zu lösen. Wenn wir diese Gedanken und Gefühle nicht in unser bewusstes Bewusstsein bringen, werden sie unser Leben beherrschen und immer wieder die gleichen schmerzhaften Erfahrungen verursachen. Um vergangene Probleme zu lösen, müssen wir die Gefühle in uns angemessen und sicher zum Ausdruck bringen. Wir müssen auf diese Empfindungen reagieren, damit wir sicher durch sie hindurch und durch das Leben navigieren können. Wir müssen die Gefühle umarmen, bevor wir sie auflösen können. Wir müssen ihnen einen Wert zu sprechen, sie als akzeptabel ansehen. Danach steht uns die Welt offen.